Jürgen Klopp, Coaching
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Offensive Variabilität durch das 4-3-3-System

Das 4-3-3-System wird von vielen Profimannschaften in der Champions League und in internationalen Ligen gespielt. Es ist wahrscheinlich das derzeit am meisten verbreitete Spielsystem.

Das 4-3-3-System wird von vielen Profimannschaften in der Champions League und in internationalen Ligen gespielt. Es ist wahrscheinlich das derzeit am meisten verbreitete Spielsystem. Unter anderem spielen Borussia Dortmund, der FC Bayern München, Real Madrid, Manchester City, der FC Liverpool und Paris Saint Germain häufig in diesem System.

Räumliche Verteilung

Das Spielsystem ist harmonisch in Breite und Tiefe aufgeteilt. Hinter der Dreier-Sturmreihe, die die gesamte Breite des Feldes abdecken kann, spielt ein eher zentrumsorientierter Mittelfeldblock in variabler Tiefe. Die Außenverteidiger der Viererkette arbeiten mit den Außenstürmern zusammen, um eine doppelte Manndeckung der Abwehrreihe zu gewährleisten.

Defensiv: Pressing-Arten und -Varianten

Defensiv lässt sich das System sehr gut für verschiedene Pressingarten und Varianten nutzen, obwohl es nominell sehr offensiv ausgerichtet ist. Die drei Stürmer können den Spielaufbau des Gegners effektiv stören. Sie können z.B. aus der Grundstellung direkt auf die Außenverteidiger zulaufen und diese im Ballbesitz stören (direktes mannorientiertes Pressing). Spielt man in einem 4-3-3 ein gerichtetes Mittelfeldpressing, kann eine effektive Variante darin bestehen, den Spielaufbau des Gegners in die Mitte zu lenken. Das bedeutet, dass die Außenverteidiger die gegnerischen Außenverteidiger blockieren oder isolieren, so dass der Innenverteidiger in die Mitte spielen kann. Dort können dann die drei zentralen Mittelfeldspieler (ggf. unterstützt von einem der Stürmer) den Ball erobern. Hier kann es sogar ein Mittel sein, den eigenen Außenverteidiger sehr hoch agieren zu lassen, um den Raum im Halbfeld einzuengen. Die anderen drei Verteidiger rücken in die Mitte. Es ist auch möglich, hängt aber sehr von der Qualität der Außenverteidiger ab, dem Gegner die Außenbahn zu öffnen, so dass er entlang der Linie zum Flügel spielen kann. Befindet sich der Außenverteidiger dann in der Nähe seines Gegenspielers, hat dieser es schwer, nach vorne zu kommen, und ein guter Verbindungszug wird unwahrscheinlich. Bewegt sich einer der zentralen Mittelfeldspieler nach außen, kann er seinen Außenverteidiger unterstützen. Wenn die vordere Linie im Angriff nicht zu breit spielt und die Spieler dahinter den Raum permanent einengen, ergeben sich in einem 4-3-3 gute Positionen für Gegenpressing. Dazu müssen das zentrale Mittelfeld und die Außenverteidiger weit aufrücken (zumindest in Ballnähe). Wird diese Position jedoch überspielt, besteht ein hohes Risiko, dass Tore fallen.

Offensive: Typische Spielzüge

Das Offensivspiel kann im 4-3-3-System sehr variabel sein. Spielzüge sind sowohl über das Zentrum als auch über den doppelt besetzten Flügel möglich. Viele Spitzenteams setzen auf ihre Außenstürmer, um in aussichtsreiche 1-gegen-1-Situationen gegen gegnerische Verteidiger zu kommen und diese erfolgreich zu nutzen. Da die Stürmer oft sehr hoch agieren, liegt die Hauptlast des Spielaufbaus auf der Viererkette und dem zentralen Mittelfeld. Hier braucht man hervorragende Einzelspieler, die als Trio gut zusammenarbeiten. Sie müssen mit variablen Positionswechseln Bewegung in ihr eigenes Spiel bringen, damit auch die Viererkette im Zentrum einen festen Platz hat. Eine Variante im Aufbauspiel ist, dass einer der Mittelfeldspieler zur Seite abkippt, während der Außenverteidiger die Linie entlang nach vorne schiebt. Der Außenstürmer macht ein wenig Platz für den Außenverteidiger, indem er nach innen rückt. Dadurch entstehen neue Kombinationsmöglichkeiten: Platz für den Außenverteidiger auf dem Flügel, eine Anspielstation für den Innenverteidiger im seitlichen Halbraum, ohne einen langen (riskanten) Pass spielen zu müssen. Dieses Zusammenspiel - Außenverteidiger rückt auf, Außenstürmer lässt sich in den Halbraum zurückfallen - ist eine typische Variante im 4-3-3-System. Es basiert auf den großen Lücken, die Freiräume schaffen, wenn der Gegner nicht extrem kompakt verteidigt.

Besondere Überlegungen für Positionsgruppen

Um das 4-3-3-System effektiv zu spielen, braucht man "echte" Feldspieler. Daran mangelt es in Deutschland zum Beispiel gewaltig. Hier stechen nur Leroy Sané und Marco Reus hervor. Sie verfügen über außergewöhnliche technische Fähigkeiten, können den Ball mit hohem Tempo kontrollieren und sich in 1-gegen-1-Situationen durchsetzen.

International sind auf den Außenstürmerpositionen einige Weltklassespieler zu finden: Angel Di Maria, Kylian Mbappé, Neymar, Christiano Ronaldo, Mohamed Salah und der mehrfache Weltfußballer Lionel Messi. Auch Arjen Robben, ausgebildet nach der niederländischen Flügelspielerschule, und der Franzose Frank Ribéry könnten sich auf dieser Position profilieren. Sie alle zeichnen sich durch eine absolut perfekte Ballbehandlung bei höchstem Tempo und auf engstem Raum aus. Darüber hinaus sind alle diese Spieler in der Lage, sich im Dribbling gegen einen oder mehrere Gegner durchzusetzen. Und sie alle haben ein Gespür für die richtige Flanke oder den Rückpass in und um den gegnerischen Strafraum, so dass sie neben vielen eigenen Toren auch viele Assists verbuchen können. Wenn man als Trainer ein offensives 4-3-3-System spielt, setzt man auf die individuelle Stärke der Stürmer und nicht so sehr auf die Bedeutung des Mannschaftsspiels. Das heißt aber nicht, dass die Stürmer nicht auch taktische Aufgaben übernehmen müssen. Um die Außenstürmer oder die Offensivreihe einsetzen zu können, braucht man ein extrem gut organisiertes zentrales Mittelfeld. Der Achter oder die Achter müssen nicht nur für Stabilität im Spielaufbau sorgen, sondern auch die Außenstürmer auf den Halbpositionen unterstützen, damit diese nicht auf den Flügeln isoliert sind. Barcelona zum Beispiel spielt ein solches Mittelfeld mit Rakitic, Busquets und Arthur (alternativ Arturo Vidal). Alle Spieler sind jederzeit in der Lage, durch intelligentes Stellungsspiel und gut getimte Läufe in die Tiefe und in die Breite die Verbindung zur vorderen Linie herzustellen.

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